Takla Makan nahe Mazar Tagh
© Google Earth Satellitenphoto der westlichen Takla Makan. Markiert ist unser Rastplatz nahe Mazar Tagh. Die neue Teerstrasse, hier noch nicht zu erkennen, verläuft durch dieses chaotische Gelände.



Durch die Takla Makan


Wer hat nicht als Kind die Reiseberichte Sven Hedins verschlungen, seine lebensgefährlichen Unternehmungen auf Karten nachvollzogen und wollte es ihm nicht gleichtun?

Bruno Baumann, waghalsiger Abenteurer aus Österreich und Christoph Baumer, seriöser Forscher aus der Schweiz, was haben sie gemeinsam? Beide hat sie die Faszination dieser schrecklichen Wüste gepackt, der Takla Makan, auf die eine oder andere Art und Weise. Und beide haben höchst interessante Bücher über ihre Erlebnisse und Forschungen geschrieben. Diese bestärkten uns in dem Bestreben, einen Eindruck von dieser Wüste zu erhaschen, wenn auch nur einen sehr flüchtigen...

Dazu mußten wir keine Kamelkarawane organisieren und auch keine gigantische Trucks mieten, wie sie bei Explorationen im Tarim-Becken unerlässlich sind. Wir machten es uns bequem und fuhren einfach auf einer modernen Schnellstrasse quer durch das Dünenmeer! Es gibt zwei Nord-Süd-Verbindungen. Eine im Osten der Wüste, die von Minfeng bzw. Qiemo über Tazong 450 km nach Luntai an der nördlichen Seidenstrasse führt. Und die im Oktober 2007 neu eröffnete Teerstrasse von Hotan über Mazar Tagh nach Aksu bzw. Kucha.

Die östliche Strasse hatten wir bereits 2005 befahren, auf dem Weg vom Kuen Lun Gebirge nach Urumqi. Jetzt wollten wir auch die westliche Strasse kennenlernen und bei dieser Gelegenheit die Festung Mazar Tagh aufsuchen. Nach Studium von Google Earth Satellitenphotos waren wir zur Überzeugung gelangt, daß die achteinhalb Kilometer von der neuen Teerstraße nach Mazar Tagh kein allzugroßes Hindernis für den LandCruiser darstellen dürften und wir eventuell sogar die Querung des Hotan-Flusses über eine Furt bewältigen könnten. Wie sehr sollten wir uns da doch verrechnet haben!


© Google Earth: Mazar Tagh and Hotan Fluss
Ausschnitt aus einem © Google Earth Satellitenphoto: links oben der braune Bergrücken mit der Festungsanlage von Mazar Tagh, rechts unten in der Ecke ist die Position unseres Rastplatzes markiert. Dazwischen liegen achteinhalb Kilometer.


Wie auf diesem Satellitenphoto leicht zu erkennen, hat der aus dem Kuen Lun ins Tarim-Becken herabströmende Hotan Fluß im Laufe der Jahrhunderte oder Jahrtausende sein Flußbett mehrfach geändert und mit feinsten Tonschlammschichten und verfestigten Stäuben aufgefüllt. Noch mehrere Kilometer seitlich des jetzigen Flußlaufs ist der Boden unter einer dünnen, harten Kruste puderweich und grundlos tief, ähnlich dem aus der Sahara bekannten Fech-Fech, nur viel gefährlicher.


Rastplatz nahe Mazar Tagh
Es war nicht leicht, einen ebenen Platz auf einer Dünenkuppe zu finden, an dem man nicht bodenlos tief versank. Eine sehr unwirtliche Gegend, über die bald ein Staubsturm hinwegfegen sollte.


Eine erste vorsichtige Erkundungsfahrt von unserem Rastplatz in Richtung Mazar Tagh beraubte uns aller Illusionen. Keine 200 Meter von der neuen Teerstraße entfernt, wurden die Fahrspuren immer tiefer und es sah so aus, als würden wir bald bis zum Chassis im Untergrund versinken müssen. Mit viel Glück konnten wir dies gerade noch verhindern und ohne einzu'sanden' wieder festen Untergrund erreichen. Die Querung des Schwemmlandes zum Hügel von Mazar Tagh mit einem Fahrzeug wie es der Toyota ist, scheint höchst riskant. Nur riesige Trucks mit meterbreiten Ballonreifen können sich hier einigermaßen sicher bewegen. Aber auch diese bleiben immer wieder in dem teuflischen Gelände stecken!


Takla Makan-1
Selbst riesige Baufahrzeuge mit ihren superbreiten Ballonreifen sind hier in diesem puderweichen Untergrund stecken geblieben. Kein Gelände für LandCruiser!


Takla Makan-2
Die tiefen Fußstapfen zeigen wie teuflisch weich der Grund ist. Etwa 5 Meter hohe Dünen in der Umgebung. In manchen Regionen der Takla Makan erreichen die Dünen oft 200m Höhe und mehr!


Fußmärsche in die Umgebung unseres Rastplatzes hinterliessen knöcheltiefe Abdrücke im Boden. Lediglich die hier maximal 5 Meter hohen Dünen konnten wie gewohnt problemlos begangen und befahren werden, wobei man letzteres tunlichst vermeiden sollte, da das Wegsacken am Fuß der Düne unvermeidlich ist!


Grundwassersee
Das Grundwasser liegt im weiten Bereich des ehemaligen Flussbettes nahe der Oberfläche. Wegen seines hohen Salzgehaltes ist es für Menschen ungeniessbar.


So verzichteten wir schweren Herzens auf einen Besuch Mazar Taghs. Die Entscheidung wurde begünstigt durch einen aufziehenden Staubsturm, der es geraten liess, besser in Nähe des Autos zu bleiben.


Die Festung Mazar Tagh

Festung Mazar Tagh
Die strategisch wichtige Festung Mazar Tagh, im 8. und 9. Jahrhundert von Tibetern besetzt. (Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Christoph Baumer, entnommen aus unten zitiertem Buch)


Schon im Bronzezeitalter, noch ehe es die 'Seidenstrasse' gab, verlief eine Handelsroute entlang des Hotanflusses quer durch die Takla Makan. Etwa auf halber Strecke, am Ende eines Bergzuges mit bestem Blick auf den Hotan-Fluss und den ihn begleitenden Handelsweg, entstand bereits im 3. oder 4. Jh. n.Chr. ein erster Wachturm. Erweiterungen wurden zur Zeit der chinesischen Tang-Dynastie in den Jahren nach 618 n.Chr vorgenommen. Indizien weisen darauf hin, daß im Zuge der Eroberung von Hotan und Kucha, Mazar Tagh den tibetischen Eindringlingen 790 n.Chr. zum Opfer fiel. 6o Jahre darauf verloren die Tibeter wieder die Kontrolle über das Tarim Becken und damit Mazar Tagh. Seit der Zeit ist die Anlage dem Verfall preisgegeben.

Als erster westlicher Forscher erreichte Nikolai Maichailowitsch Prschewalski, ein Forschungsreisender des russischen Zaren, 1885 Mazar Tagh, konnte es jedoch zeitlich nicht korrekt einordnen. Aurel Stein kam als nächster und führte ab 1908 die ersten bedeutenden Grabungen durch. In den letzten Jahren intensivierte sich die archäologische Forschung im südlichen Tarimbecken dank der Arbeiten von Dr. Christoph Baumer und seiner Society for the Exploration of EurAsia. Bedeutende Stätten wie Karadong, Dandan Oilik, Niya und Loulan wurden ausgegraben und erforscht.

Interessenten sei in in diesem Zusammenhang ein wichtiges Buch empfohlen:

Christoph Baumer
Die Südliche Seidenstraße
Inseln im Sandmeer
Versunkene Kulturen der Wüste Taklamakan
ISBN 3-8053-2845-1
Baumer



Zum weiteren Verlauf der Reise




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